Zutrittssysteme bei Sanitäranlagen an österreichischen Autobahntankstellen
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Mario Sackl -
27. Februar 2013 um 16:45 -
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Wien - Die Sauberkeit der Sanitäranlagen an österreichischen Autobahntankstellen kann sich im internationalen Vergleich sehen lassen. Um auch künftig hohe Hygienestandards in den Sanitäranlagen an Autobahntankstellen gewährleisten zu können, werden ab April 2013 schrittweise Gutscheinlösungen für WC-Anlagen eingerichtet. Darauf haben sich ASFINAG, die betroffenen Mineralölunternehmen im FVMI und die Tankstellenbetreiber im Fachverband Garagen/Tankstellen nach intensiven Gesprächen verständigt. Auch Autofahrerclubs und ein Großteil der Rasthausbetreiber haben ihre Akzeptanz bekundet.
Fakt ist, dass die hohen Hygienestandards immer kostenintensiver werden. Bis zu 2.000 WC-Benützer an einer Tankstelle sind es pro Tag. Einer Autobahntankstelle kostet dieses 24-Stunden-Service bis zu 100.000 Euro pro Jahr an Personal und Reinigungsmaterial. Die Probleme für die Tankstellenbetreiber werden von jener großen Zahl an Reisenden verursacht, die die Tankstelle ausschließlich zur Toilettenbenützung aufsucht. Das ist übrigens kein autobahnspezifisches Thema, sondern trifft auch auf andere Bereiche des öffentlichen Lebens zu - z.B. größere Bahnhöfe, wo die Benützung der Toiletten kostenpflichtig ist.
Toilettenbenutzung bleibt für Tank- und Shop-Kunden weiterhin kostenlos
Nach Einwurf von 50 Cent erhält der Toilettenbesucher über das Drehkreuz Zutritt zu den Sanitäranlagen sowie einen Gutschein im Wert von 50 Cent. Diesen Gutschein kann er entweder sofort oder zu einem späteren Zeitpunkt an allen österreichischen Autobahntankstellen unabhängig von der Marke sowohl für die Tankrechnung als auch im Shop- und Gastrobereich für ein Produkt seiner Wahl einlösen. Dabei kann ein Kunde pro Zahlvorgang auch mehrere Gutscheine vorlegen - maximal jedoch fünf. Die Gutscheine werden mindestens 12 Monate gültig sein und sind frei übertragbar. Für Kinder unter zehn Jahren und Menschen mit Behinderung bleibt der Zutritt kostenfrei. Für Nichtkunden, die die Tankstelle ausschließlich für den Gebrauch der Toilettenanlagen aufsuchen, wird dieses Modell zukünftig einen Unkostenbeitrag bedeuten. Toilettenanlagen ohne Zutrittssystem bietet die ASFINAG auf ihren rund 36 Rastplätzen in ganz Österreich an.
ASFINAG und Mineralölindustrie einigen sich auf Gutscheinlösung
„Wir von der ASFINAG wollen eine kundenfreundliche Regelung für den Zugang zu Sanitäranlagen an den Autobahntankstellen", sagt ASFINAG Vorstand Dr. Klaus Schierhackl. „Dies ist aber durch die jetzige Vertragssituation mit den Mineralölunternehmen nicht gewährleistet. Wir hatten daher die Wahl: Entweder wir prozessieren - und das mit unsicherem Ausgang - noch einige Jahre, oder wir stimmen der vorgeschlagenen Gutscheinlösung zu. Wir glauben, dass die Gutscheinlösung für unsere Kunden der bessere Weg ist."
Auch der Fachverband der Mineralölindustrie (FVMI) zeigt sich zufrieden. „Wir begrüßen die Lösung. So werden die Reinigungskosten von jenen mitgetragen, die die Tankstelle ausschließlich für die Toilettenbenützung aufsuchen. Besonders wichtig ist die Einführung dieses Systems für die Tankstellenpartner. Nur so können sie die von den Kunden geforderten hohen Hygienestandards nachhaltig gewährleisten", sagt Dr. Christoph Capek, Geschäftsführer des Fachverbandes der Mineralölindustrie.
Interessen der Autofahrer bleiben gewahrt
"Unsere Mitglieder wünschen sich entlang Österreichs Autobahnen saubere und hygienisch einwandfreie Toilettenanlagen", stellt ÖAMTC-Verbandsdirektor Oliver Schmerold fest. "An Tankstellen soll das nun durch ein Gutscheinsystem gewährleistet werden." Aus Sicht des ÖAMTC ein faires System, da die Gutscheine an allen Autobahntankstellen und über einen längeren Zeitraum hinweg einlösbar sind - beides wesentliche Anforderungen, die der Club im Vorfeld an ein solches System gestellt hat. "Darüber hinaus ist auch sichergestellt, dass Kinder und behinderte Menschen weiterhin gratis Zugang zu den Toiletten haben", unterstreicht der Verbandsdirektor. Entscheidend war für den ÖAMTC die Zusage der ASFINAG, dass die aus Mitteln des Vignettenverkaufs finanzierten Toilettenanlagen der Autobahnrastplätze weiterhin kostenfrei genutzt werden können.
"Durch die marktübergreifende Einlösbarkeit wird eine Insel-Lösung vermieden. Die ausgelegten 50 Cent können somit in allen 89 Autobahn- und Schnellstraßen-Tankstellen Österreichs - egal welcher Marke - zu 100 Prozent eingelöst werden. Wir begrüßen diesen Schritt, da durch diese faire Lösung die Hygiene für Autofahrerinnen und Autofahrer verbessert wird", so ARBÖ-Generalsekretärin Mag. Lydia Ninz.
Raststättenbetreiber begrüßen Lösung
„Die Rosenberger Restaurant GmbH findet es begrüßenswert, dass sich alle Beteiligten zu einer kundenfreundlichen Gesamtlösung zusammengefunden haben. Speziell bezüglich der flächendeckenden Einlösung der Gutscheine. Auch wenn wir als Rosenberger Restaurant GmbH seit 1972 sehr hohen Wert auf die Hygienestandards legen, würden wir uns freuen, wenn auch seitens der Rasthausbetreiber ein einheitlicher Standard erstellt werden kann. Wir wollen auf jeden Fall unseren Teil dazu beitragen, um dem Gast ein einheitliches, leicht verständliches Gesamtkonzept und gleichzeitig hohe Hygienestandards zu bieten", so Kris Rosenberger, CEO Rosenberger Restaurant GmbH.
85 Prozent der Bevölkerung ist eine saubere Toilette wichtig
Laut einer Umfrage der Spectra-Marktforschung ist die Sauberkeit der Toiletten an Autobahntankstellen für 85 Prozent der Österreicher „sehr wichtig" oder „wichtig". 74 Prozent der Österreicher sind grundsätzlich bereit, für saubere und gepflegte Toiletten an Autobahnen 50 Cent zu bezahlen und dafür einen Gutschein im gleichen Wert zu erhalten. In Deutschland, Belgien, Dänemark und den Niederlanden wird das System „Qualität für Gutschein" bereits erfolgreich umgesetzt. In Norwegen, Tschechien, Polen, Ungarn, der Schweiz und Spanien läuft gerade die Implementierung.
Über den FVMI
Der Fachverband der Mineralölindustrie (FVMI) ist eine bundesweite Fachorganisation im Bereich der Wirtschaftskammer Österreich und als gesetzliche Interessenvertretung Bindeglied zwischen Wirtschaft und Öffentlichkeit. Mitglieder sind österreichische Unternehmen, die Rohöl aufsuchen und fördern (upstream), in Pipelines transportieren (midstream) und in eigenen oder konzernverbundenen Raffinerien verarbeiten sowie Mineralölprodukte vertreiben (downstream). Für den Tankstellensektor sind dies die Mitgliedsunternehmen BP, Eni, JET, MOL, OMV und SHELL.
Quelle: WKO - Mineralölindustrie